Der Eichmann-Prozess in transmedialer Perspektive: Figuren der Erinnerung, des Rechts und der Gerechtigkeit in Film und Literatur

Der Eichmann-Prozess in transmedialer Perspektive: Figuren der Erinnerung, des Rechts und der Gerechtigkeit in Film und Literatur

Organisatoren
Christian Ernst, DAAD-Lektorat / Laboratório de Estudos sobre Etnicidade, Racismo e Discriminação, Universidade de São Paulo; Patrick Eser, DAAD-Lektorat / Cátedra libre Walter Benjamin, Universidad de Buenos Aires; Museo del Holocausto, Buenos Aires (Centro Cultural Paco Urondo, Universidad de Buenos Aires)
Ausrichter
Centro Cultural Paco Urondo, Universidad de Buenos Aires
Förderer
DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes
Ort
Buenos Aires
Land
Deutschland
Fand statt
Hybrid
Vom - Bis
04.04.2022 - 06.04.2022
Von
Alexander Beltz, Universität Rostock; Clara Schirmeister, Humboldt-Universität zu Berlin; Malena Duchovny / Leonor Salaverría, Universidad de Buenos Aires

Die Veranstaltung setze sich zum Ziel, die ästhetisch-mediale Auseinandersetzung mit dem Fall Adolf Eichmann aus transnationaler Perspektive zu beleuchten und die verschiedenen erinnerungskulturellen Zugänge miteinander zu vergleichen. Sie stellte den vorläufigen Höhepunkt des Projekts „Der Eichmann-Prozess: Kulturen der Erinnerung zwischen Deutschland, Israel und Südamerika“ dar. Dabei ergänzten historische Beiträge den literatur- und medienwissenschaftlichen Fokus.

Zum Auftakt machte der Romanist ULRICH WINTER (Marburg) deutlich, wie sehr Hannah Arendts Begriff „Banalität des Bösen“ die kulturelle Repräsentation des Falls Eichmann dominiere, wobei seit den 1990er-Jahren ein Paradigmenwechsel von der strukturellen Ebene hin zur Privatisierung der Erinnerungsfigur Eichmann auszumachen sei. Er verwies dabei auf globale Dynamiken der Holocaust-Erinnerung im Zuge von Menschenrechtsdiskursen und auf veränderte Gerechtigkeitskonstruktionen. Diese würden mittlerweile in einem dialektischen Verhältnis von institutioneller und sozialer Praxis ausgehandelt, was die Relevanz ästhetischer Auseinandersetzung für das kollektive Gedächtnis erkläre.

Diese These spezifizierte Leonardo Senkmanin seinem Kommentar für die argentinische Erinnerungspraxis, die speziell vor dem Hintergrund der Epoche des Staatsterrorismus diskutiert werden müsse.

Das erste Panel konzentrierte sich auf die deutschsprachige Rezeptionsgeschichte. JUDITH KEILBACH (Utrecht) veranschaulichte die deutsch-deutsche Prozessberichterstattung, indem sie Einblicke in west- und ostdeutsche Fernsehformate gab. Im Mittelpunkt standen die Rezeptionsprozesse vor dem Hintergrund der Konfliktlinien im Kalten Krieg und der Entnazifizierungspolitik beider deutscher Staaten.

Im Anschluss ging HOLGER MEDING (Köln) als Mitarbeiter der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes (BND) 1945 bis 19681 auf die Rolle des BND im Fall Eichmann ein. Er verortete die westdeutsche Geheimdiensttätigkeit in Südamerika zwischen dem Schutz des Staates vor nationalsozialistischen Strukturen und deren Geheimhaltung, um Verbindungen zu bundesrepublikanischen Funktionsträger:innen zu vertuschen. Mit Blick auf die mediale Debatte zu Geheimdiensttätigkeiten plädierte Meding für sauberes wissenschaftliches Arbeiten als Gegenpol zu paranoider Mythenproduktion.

Die Historikerin KATHARINA RAUSCHENBERGER (Frankfurt am Main) beleuchtete das Interesse des DDR-Juristen Friedrich Karl Kaul am Gerichtsprozess. Dabei stellte sie nicht nur die politischen Interessen der SED am Fall Eichmann dar, sondern analysierte vor diesem Hintergrund auch Kauls publizistisches Schaffen.

Das zweite Panel verglich die Erinnerungspraxis in der argentinischen, brasilianischen und israelischen Kultur. Der Literaturwissenschaftlicher LUIS KRAUSZ (São Paulo) erklärte den Eichmann-Prozess zum Wendepunkt in der israelischen Auseinandersetzung mit der Shoah. Die israelische Erinnerung an den Nationalsozialismus betone inzwischen den geleisteten Widerstand; insofern sei im Zionismus der Nachkriegszeit eine Veränderung des jüdischen Selbstverständnisses in Abgrenzung zum vorangegangenen Dogma des Verschweigens und Verdrängens eingetreten, und zuvor verdrängte Erfahrungen seien fester Bestandteil der jüdischen Kultur in Israel geworden.

Die Zeithistorikerin MONICA GRIN (Rio de Janeiro) verband die mediale Darstellung des Eichmann-Prozesses mit der Debatte um rassistische Gewalt in Brasilien und stellte das vorherrschende brasilianische Selbstverständnis einer gesellschaftlichen Rassenharmonie den sozialen Kämpfen der afrobrasilianischen Bevölkerung gegenüber. Ihrer Ansicht nach verhindere dieses Narrativ der abstrakten Gegenüberstellung von Gut und Böse eine ernsthafte Rassismuskritik, die gerade eine individualisierte und differenzierte Auseinandersetzung mit den Opfern voraussetze.

MARCIA RAS (Buenos Aires), Forscherin am Museo del Holocausto Buenos Aires, führte eine fallbezogene Betrachtung der Rolle Eichmanns bei der Deportation von Jüdinnen und Juden mit argentinischer Staatsangehörigkeit durch, um die Spannungen zwischen deutschen und argentinischen Akteuren darzustellen. Anschließend beleuchtete sie die Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in den argentinischen Medien.
Um widersprüchliche Narrative in der argentinischen Nachkriegszeit ging es im Beitrag von IGNACIO KLICH (Buenos Aires). Als Beispiel für lange Zeit strittige Fakten nannte er die Diskrepanz zu Zahlenangaben von in Argentinien untergetauchten NS-Funktionären, die sich vom niedrigen dreistelligen Bereich bis zu 80.000 bewegen. In diesem Rahmen setzte er sich anhand der Entführung Eichmanns durch den israelischen Geheimdienst mit der Komplexität der verschiedenen Darstellungen sowie dem Peronismus und dessen Ende als prägendem Faktor für die Narrativbildung auseinander.

In einem äußerst materialreichen Beitrag stellte der Germanist OLIVER LUBRICH (Bern) die literarisch-ästhetische Verarbeitung von Josef Mengele als diabolischen Gegenentwurf zum oftmals als kleinbürgerlich banalisierten Eichmann dar. Diesbezüglich widmete er sich den narrativen Strategien in fiktionalen Darstellungen, allen voran der Erotisierung, den Spezifika der Erzählperspektive sowie der mephistofischen Überhöhung des KZ-Arztes. In der anschließenden Diskussion wurden die aufklärerisch-progressiven Potenziale und die Grenzen von fiktionalen Darstellungen erörtert.

Das dritte Panel war Täterdarstellungen in der deutschsprachigen Literatur gewidmet.
Der Literaturwissenschaftler MICHAEL FISCH (Jerusalem) gab einen Einblick in die Konzeption und Rezeption von Heinar Kipphardts Theaterstück „Bruder Eichmann“ von 1982. Insbesondere die umstrittenen Analogieszenen, in denen Kipphardt die Shoah mit anderen historischen Ereignissen nach 1945 in Beziehung setzte, standen im Fokus des Beitrags. Kipphardt habe mit seiner Diagnose, Eichmann als Auswuchs des Bürgertums – sogar als Essenz des Bürgertums – zu begreifen, einen wunden Punkt in der westdeutschen Nachkriegsöffentlichkeit getroffen, so Fisch.

RICARDO ANDRADE (Buenos Aires) untersuchte „Wir Eichmannsöhne“ von Günther Anders und situierte Anders’ Überlegungen, die er in seinen öffentlichen, an Eichmanns Sohn Klaus gerichteten Briefen zum Ausdruck brachte, im Kontext der Reflexion auf die Konsequenzen der Shoah sowie im Rahmen von Anders’ technikphilosophisch-anthropologischen Überlegungen.

Um Stephans Lohses Roman „Johanns Bruder“, der Eichmanns zeitweiliges Untertauchen in der niedersächsischen Provinz behandelt, ging es im Vortrag der Romanistin und Kulturwissenschaftlerin LENA SEAUVE (Berlin). Im Zusammenhang mit transgenerationaler Traumatisierung stellte Seauve die literarische Aufarbeitung von individueller und kollektiver Schuld sowie die Verschränkung von räumlichen und skripturalen Erinnerungsmetaphern im Text dar.

Panel vier beschäftigte sich mit der Darstellung von NS-Tätern in Literatur und Film. INGRID SIMSON (Berlin) ging anhand von Romanen von Fornaro, Rosenzvaig und Magnus der Frage nach, inwieweit die Autoren in ihren ambivalenten Darstellungen der Figur Eichmanns mit den Thesen Arendts in Dialog treten.

Im Anschluss daran befasste sich MARÍA EUGENIA DRUETTA (Buenos Aires) mit der Darstellung von Holocaust-Tätern im Kino und untersuchte die Wirkung, die die Figur Eichmanns auf das filmische Imaginäre in Hollywood hatte.

JOANNA MOSZCZYNSKA (Regensburg) sprach über das Bild des Täters in der zeitgenössischen jüdisch-brasilianischen Literatur und identifizierte darin moralisierende und parodistisch-antikitschige Darstellungen.

Abschließend ging PATRICK ESER (Buenos Aires) auf die Verflechtung juristischer und narrativer Instanzen in den Eichmann-Erzählungen ein und schloss den Tag, indem er die unterschiedliche literarische und filmische Perspektivierung der Figur Eichmanns herausarbeitete, wie sie in den Vorträgen thematisiert worden war.

Ein Roundtable zu Repräsentationen der Shoah in der südamerikanischen Erinnerungskultur eröffnete den dritten Tag.

Der Historiker LEONARDO SENKMAN (Jerusalem) konzentrierte sich auf die verschiedenen ideologischen Facetten der literarischen Verarbeitung (beispielsweise das von der Nähe zum Nationalsozialismus geprägte Geschichtsbild des Autors Miguel Serrano).

Die Romanistin SABINE SCHLICKERS (Bremen) ergänzte diese Ausführungen mit einer Gegenüberstellung verschiedener Darstellungsformen. Im Mittelpunkt ihres Vortrags stand die Kontrastierung ernsthafter und realistischer mit provokanten Inszenierungen der letzten 20 Jahre. Dabei verortete sie die Frage, wie weit Kunst gehen dürfe, im Spannungsverhältnis von künstlerischer Freiheit und historischer Angemessenheit.

Die Figurationen von Unrecht und Gerechtigkeit bildeten den Schwerpunkt des fünften Panels. Christian Ernst (São Paulo) diskutierte die erinnerungskulturelle Positionierung neuer Spielfilme zu Fritz Bauer anhand ausgewählter Beispiele. In der deutschsprachigen Auseinandersetzung mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik sei eine Zäsur durch diese Filme insofern ersichtlich, als das Narrativ der erfolgreichen Vergangenheitsbewältigung mit der Inszenierung Bauers als positive Identifikationsfigur herausgefordert werde.

Der Literaturwissenschaftler HANS-CHRISTIAN RIECHERS (Basel) diskutierte die psychologische Begutachtung Adolf Eichmanns vor seinem Prozess durch den Psychoanalytiker Leopold Szondi vor dem Hintergrund von dessen jüdischer Biographie und Theorie der Schicksalsanalyse. Riechers erläuterte insbesondere Szondis Einordnung Eichmanns als „Schreibtisch-Kain“ Szondi unter Bezugnahme auf die biblische Erzählung von Kain und Abel2.

Einen lyrischen Verarbeitungsversuch stellte der Germanist YUUKI KAZAOKA (Tokio) anhand des Gedichtfragments „Fromm und Böse“ von Ingeborg Bachmann vor. Er bettete den Text nicht nur ausführlich in die Konzeption des Bösen im Werk der Autorin ein, sondern zeigte auch Verbindungen zwischen der Dichterin und Hannah Arendt auf.

Panel sechs beleuchtete die Darstellung des Falls Eichmann in argentinischen Narrativen. EMMANUEL KAHAN (La Plata) befasste sich mit Darstellungen in unterschiedlichen Medien, wobei er sich auf frühe (Samuel Tarnopolski) wie auch spätere literarische Werke (Magnus, Rozensvaig) konzentrierte.

DÉBORA KANTOR (Buenos Aires) rückte die kulturellen Darstellungen der NS-Opferschaft in den frühen 1960er-Jahren in den Fokus und analysierte die Zeitschriften Nueva Sión, Mundo Israelita und Renovación, die in der argentinischen jüdischen Gemeinde zu dieser Zeit von Bedeutung waren.

SABINE SCHLICKERS (Bremen) untersuchte Darstellungsmodi und Genres in Bezug auf die Charakterisierung des Nationalsozialisten Adolf Eichmann.

PERLA SNEH (Buenos Aires) thematisierte die Bedeutung des Jiddischen in der jüdischen Kultur der Nachkriegszeit. Vor allem setzte sie die große Verbreitung der Sprache unter den Opfern des Nationalsozialismus und ihre Eigenschaft als Speicher unerträglicher Leidenserfahrungen mit Abgrenzungsmechanismen – insbesondere der Nichtzulassung im Rahmen des Eichmann-Prozesses – in Kontrast.

In der Abschlussdiskussion wurde die Bedeutung von Archiven und Museen bei der Vermittlung der NS-Verbrechen diskutiert. Während die Historikerin MARIA TUCCI CARNEIRO (São Paulo) eine Ausstellung mit Zeitschriftenartikeln zum Prozess vorstellte, berichtete Judith Keilbach über die Bildungspotenziale ihres DVD-Projekts, in dem sie mit Studierenden die deutsch-deutsche Fernsehberichterstattung aufbereitete. JONATHAN KARSZENBAUM (Buenos Aires) vom Museo del Holocausto gab einen Einblick in die neue, digitalisierte Ausstellung des Museums und skizzierte die pädagogische Herausforderung, auch jüngere Generationen für die Geschichte der Shoah zu interessieren.
Daran anschließend betonte Emmanuel Kahan, wie notwendig sprachlich-methodische Neuerungen seien, um junge Menschen heute für historische Quellen zu begeistern. Am Ende diskutierten die Teilnehmenden Chancen der Digitalisierung für Bildungsprozesse.

Insgesamt muss das Ansinnen der Tagung, die ästhetisch-mediale Auseinandersetzung mit dem „Jahrhundertprozess“ gegen Adolf Eichmann transnational und interdisziplinär zu diskutieren, als Erfolg gewertet werden. Die Beitragsauswahl von literaturhistorischen Überblicken bis zu Spezialdiskursen (wie beispielsweise der Psychoanalyse) half nicht nur, verschiedene nationale Perspektiven vergleichend gegenüberzustellen, sondern auch zeitliche Entwicklungen zu veranschaulichen. Es zeigt sich, dass durch die Globalisierung der Erinnerungspraxis solche Ansätze wichtig und nötig sind, um die breite Forschungsdiskussion auf diesem Feld abzubilden und voranzutreiben. Eine stärkere Problematisierung des Menschenrechtsdiskurses in Bezug auf die Erinnerung an die Shoah wäre anlässlich der aktuellen Debatte eine willkommene Ergänzung gewesen.

Konferenzübersicht:

Christian Ernst (São Paulo) / Patrick Eser (Buenos Aires) / Miguel Vedda (Buenos Aires): Begrüßung und Eröffnung

Ulrich Winter (Marburg): Konstruktionen von Gerechtigkeit und die „Aufteilung des Sinnlichen“. Kulturelle Repräsentationen des Falls Eichmann

Panel 1: Rezeptions- und Erinnerungsgeschichte im deutsch-deutschen Kontext

Judith Keilbach (Utrecht): Eichmann in der Prime-Time. Die Prozessberichterstattung im österreichischen, west- und ostdeutschen Fernsehen

Holger Meding (Köln): Der Bundesnachrichtendienst und der Fall Eichmann. Mutmaßungen, Kenntnisse, Aktivitäten

Katharina Rauschenberger (Frankfurt am Main): Antifaschismus, Judenmord und Zionismus – Auf der Suche nach dem richtigen Klassenstandpunkt in Friedrich Karl Kauls „Der Fall Eichmann“

Panel 2: Rezeption und Erinnerung in Argentinien, Brasilien und Israel

Luis Krausz (São Paulo): Der Eichmann-Prozess und sein Niederschlag in der literarischen Kultur Israels und im Werk von Aharon Appelfeld

Monica Grin (Rio de Janeiro): Die Wirkung des Eichmann-Prozesses im „Paraíso Racial”: Wahrnehmungen von Tätern und rassistischer Gewalt in brasilianischen Medien (1960–1970)

Marcia Ras (Buenos Aires): Die Rolle Eichmanns bei der Deportation von Juden mit argentinischer Staatsbürgerschaft. Geschichte und Erinnerung

Ignacio Klich (Buenos Aires): Argentinien und die Nazis: Kampf der Narrative

Lior Zylberman (Buenos Aires): Filmgespräch mit den Regisseuren des Films „El vecino alemán“, Rosario Cervio und Martin Liji

Oliver Lubrich (Bern): Die Entbanalisierung des Bösen – Zur Narratologie von Täter-Fiktionen

Panel 3: Täterdarstellungen in der deutschsprachigen Literatur

Michael Fisch (Jerusalem): „Es war immer etwas Schamvolles in mir“. Heinar Kipphardts Theaterstück „Bruder Eichmann“ (1982)

Lena Seauve (Berlin): Kartografien des Schweigens – Erinnerungen an Eichmann in Stephan Lohses Roman „Johanns Bruder“

Ricardo Andrade (Buenos Aires): Philosophie des Monströsen. Reflexionen über Erinnerung, die Technik und Deshumanisierung in Günther Andersʼ „Wir Söhne Eichmanns“

Panel 4: Täter- und Eichmannrepräsentationen in südamerikanischen Erinnerungskulturen

Ingrid Simson (Berlin): Zwischen Realität und Fiktion: Die Darstellung von Nazi-Tätern in argentinischen und uruguayischen Gegenwartsromanen

Maria Druetta (Buenos Aires): Die Figur des Holocaust-Täters im Kino. Hollywood-Repräsentationen von Nürnberg bis Jerusalem

Patrick Eser (Buenos Aires): Narrative Instanzen – Instanzen des Rechts: Vorstellungen des (Un-)Rechts im Fall Eichmanns in der Perspektive der argentinischen Literatur

Joanna Moszczynska (Regensburg): Das Täterbild in der gegenwärtigen jüdisch-brasilianischen Literatur: zwischen Moralisierung und Anti-Kitsch

Marcos Rosenzvaig, Patrick Eser und Perla Sneh (Buenos Aires): Autorengespräch zum Roman „Querido Eichmann“

Round Table: Repräsentationen der Shoah und des Nationalsozialismus in Südamerika und Israel: jüngere Forschungen

Leonardo Senkman: Die Shoah als Boom? Fiktion, Autofiktion, Uchronie, Memoria und Postmemoria

Sabine Schlicker (Bremen): Von Auschwitz nach Argentinien. Darstellungen des Nationalsozialismus in Literatur und Kino (2000–2020)

Panel 5: Figurationen von Unrecht und Gerechtigkeit

Christian Ernst (São Paulo): Fritz Bauer als erinnerungskulturelle Filmfigur

Hans-Christian Riechers (Basel): Ein Kain unter den Menschen. Leopold Szondis Gutachten im Fall Eichmann

Yuuki Kazaoka (Tokio): Versuch einer literarischen Bearbeitung des Bösen im Hinblick auf den Eichmann-Prozess und Ingeborg Bachmanns Gedichtfragment „Fromm und böse“

Panel 6: Der Fall Eichmann im argentinischen Diskurs

Emanuel Kahan: Chronik, Geschichte, Literatur. Der Fall Eichman in der argentinischen Erzählliteratur

Débora Kantor (Buenos Aires): Vor Arendt: kulturelle Repräsentationen der Figur Adolf Eichmann in Argentinien der 1960er-Jahre

Sabine Schlickers (Bremen): Echos der Eichmann-Entführung in der Erzählliteratur des Rio Plata

Perla Sneh (Buenos Aires): Banalität und Szene: eine Lesart der Sprachen

Abschlussdiskussion: Eichmann und Tätererinnerung zwischen Archiv, Museum und Gesellschaft: Jonathan Karszenbaum (Museo del Holocausto), Maria Tucci Carneiro (LER-USP), Irmgard Zündorf (ZZF Potsdam), Emmanuel Kahan (Núcleo de Estudios Judíos/IDES)

Anmerkungen:
1 Wolfgang Krieger / Andreas Hilger / Holger Meding (Hrsg.), Die Auslandsaufklärung des BND. Operationen, Analysen, Netzwerke, Berlin 2021 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968, Bd. 13, hrsg. von Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller).
2 Leopold Szondi, Kain – Gestalten des Bösen, Bern 1969; ders., Moses – Antwort auf Kain, Bern 1973.